Pachinko: Das steckt hinter dem verrückten Spiel aus Japan

Eigentlich sind in Japan keine Spielcasinos erlaubt, dennoch sind die so genannten Pachinko-Hallen im Land der aufgehenden Sonne omnipräsent und erfreuen sich enormer Beliebtheit. Auch hierzulande ist das Spiel – besser bekannt als Plinko – in Online-Casinos verfügbar. Was steckt hinter dem Pachinko-Hype?

Pachinko Japan

Pachinko wurde in Japan über die Jahre extrem bekannt und ist mittlerweile nicht mehr aus der Öffentlichkeit wegzudenken. Bislang wollte auch noch kein Politiker hart durchgreifen, um auch diese Spielform aus Japan zu verbannen. Heute ist die Pachinko-Lobby durchaus mächtig.

Bei dem Spiel Pachinko handelt es sich um einen Automaten, in den man kleine silberne Kügelchen kippt, sodass sie – gelenkt von kleinen Stäben – ihren Weg nach unten finden. Die Spieler drücken dabei Knöpfe und benötigen das richtige Timing, um noch mehr Kugeln herauszuholen als ursprünglich reingesteckt wurden.

ℹ️ In Online-Casinos ist das Spiel unter dem Namen Plinko bekannt. Hierzulande wurde es vor allem vom Stake Casino bekannt gemacht.

Wie schaffte es Pachinko in Japan zum landesweiten Phänomen? Wie ist die derzeitige Entwicklung? Könnte Pachinko auch hierzulande ankommen?

Die Geschichte von Pachinko in Japan

Bereits in den 1920er-Jahren gab es ähnliche Geräte als Kinderspielzeug, die als „Korinth-Spiel“ bekannt wurden und auf der amerikanischen Variante „Corinthian bagatelle“ basieren. Außerdem gilt das japanische Billard aus dem 18. Jahrhundert als Inspiration, das einst in Westeuropa erfunden wurde und im Jahr 1930 in das japanische Nagoya kam.

Es entstanden Pachinko-Salons, die allerdings während des Zweiten Weltkrieges geschlossen wurden. Nach dem Krieg durfte das Spiel wieder betrieben werden und bereits im Jahr 1948 eröffnete in Nagoya die erste kommerzielle Pachinko-Spielhalle.

Zunächst waren die Automaten rein mechanische Geräte. Die verwendeten Glocken konnten die unterschiedlichen Zustände anzeigen. Die Kügelchen wurden mit einem klassischen Flipper ausgeworfen. Erst ab den 1980er-Jahren wurden die Automaten nach und nach modernisiert und verfügten über mehr elektronische Funktionen.

Heute finden sich die bunten Pachinko-Hallen überall in Japan. Teilweise stehen dort Hunderte von Automaten. Der Geräuschpegel ist meist enorm. Auch laute Musik und marktschreierische Durchsagen von großen Gewinnen oder Sonderpromotions gehören zur Tagesordnung.

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Trickst Pachinko das Gesetz in Japan aus? 

Eigentlich sind Glücksspiele mit Bargeld in Japan verboten. Doch für Pachinko entstand eine Gesetzeslücke, da das Spiel mit niedrigen Einsätzen gespielt wird und die Pachinko-Kugeln, die man gewinnt, in der Spielhalle nicht direkt gegen Geld getauscht werden können. Man darf sie auch nicht mitnehmen und andernorts eintauschen.

Die Spieler können die Kugeln aber in der Halle gegen die so genannten Sonderpreis-Marken tauschen, die gegen Bargeld an einen Verkäufer außerhalb der Filiale verkauft werden können. Diese Verkäufer, die häufig in Buden in der Nähe der Spielhalle zu finden sind, verkaufen die Token schließlich zum selben Preis, den sie vorher bezahlt haben an die Halle zurück. Eine kleine Provision lässt einen Bargeldgewinn entstehen. Die Verkäufer sind auf dem Papier unabhängig, meist aber mit dem Lokal direkt verbunden.

Auf diese Weise können die Pachinko-Spielhallen das rechtliche Verbot clever umgehen und agieren de facto legal. Es gab zwar immer wieder Pläne von Politikern, diesem Vorgehen den Garaus zu machen, letztlich konnte sich aber niemand gegen die mittlerweile mächtige Lobby durchsetzen.

So funktionieren die Pachinko-Spielautomaten

Üblicherweise kauft ein Spieler hunderte bis tausende der kleinen Metallkugeln, die oben in den Pachinko-Automaten einzuwerfen sind. Mit einem Hebel kann man bestimmen, wie schnell die Kugeln auf das Spielfeld geschossen werden. Die Kugeln fallen schließlich durch ein Pinball-ähnliches Feld aus Stiften, Klappen oder Kanälen nach unten. Die allermeisten Kügelchen verschwinden und werden damit zu Nieten.

Einige Kugeln schaffen es in der Regel in eines der Speziallöcher, die unterschiedliche Reaktionen hervorrufen:

  • Es kann eine bestimmte Anzahl an neuen Kugeln ausgegeben werden
  • Ein Mechanismus wird ausgelöst, der einem Geldspielautomaten ähnelt und der sich in der Mitte des Feldes befindet, der unterschiedliche Gewinne ausschütten kann (in der Regel neue Kugeln)
  • Das Spielfeld wird für eine bestimmte Zeit umkonfiguriert und die Chancen auf Gewinne werden erhöht

Lange Zeit war das Pachinko-System rein mechanisch. Mittlerweile ist Computertechnik im Einsatz und die Funktionsweise wurde immer komplexer. Heutzutage kommen viele LCDs zum Einsatz, auf denen Pachinko-Maskottchen in kleinen Geschichten vom Erfolg oder einer Niederlage erzählen. Das Spiel wurde immer bunter, flippiger und sollte damit auch jüngere Besucher anziehen.

Wie gewinnt man beim Pachinko?

In Japan sind nur Glücksspiele der staatlichen Lotterie und des staatliche kontrollierten Wettsystems erlaubt. Für Pachinko bedeutet das, dass es offiziell keine Geldgewinne geben darf. Wer Metallkugeln gewinnt, darf diese also beispielsweise gegen Sachpreise eintauschen, die einen Wert von bis zu 10.000 Yen haben. Darunter kann auch ein Feingoldbarren mit einem Einzelwert von maximal 10.000 Yen sein. Entsprechend des Gewinns könnten hiervon aber beliebig viele ausgegeben werden.

Diese Sonderpreise können in Buden, die sich außerhalb der Pachinko-Halle befinden gegen Bargeld eingetauscht werden (vor allem Gold). In Tokio werden diese Stellen TUC-Schalter genannt. Verkäufer und Käufer sind hier durch einen Sichtschutz klar getrennt und können sich nicht sehen.

So wird das Verbot der Geldgewinne in der Praxis erfolgreich umgangen und die Spieler können ihren Erfolg am Automaten zu barem Geld ummünzen. Als Alternative bieten die Pachinko-Hallen auch an, die Gewinne der Kugeln auf ein Konto des Betreibers einzuzahlen und für ein späteres Spiel weiternutzen zu können.

Warum Japan kaum mit Deutschland zu vergleichen ist

Die reinen Zahlen sind beeindruckend: In Japan gab es Anfang des Jahres 2023 6.700 Spielhallen mit zwei Millionen Pachinko- und 1,2 Millionen Pachislo-Automaten (Entwicklung allerdings rückläufig). Damit kommen auf einen Automaten gerade einmal 37 Einwohner Japans. Diese Rechnung wird dadurch verschärft, dass die allermeisten Kunden Männer sind und das Spiel für unter 18-Jährige verboten ist.

Zum Vergleich: In der Bundesrepublik Deutschland gab es im Jahr 2020 rund 220.000 Spielautomaten. Auf einen Automaten kommen damit 380 Einwohner. In Japan gibt es also mindestens zehnmal so viele Glücksspielautomaten. Der Bedarf scheint tatsächlich vorhanden zu sein.

Dass der Pachinko-Hype auch nach Deutschland überschwappt, ist aber eher nicht zu erwarten. Der Grund ist relativ simpel: Hierzulande haben wir eine große Auswahl an Glücksspielen und Spielautomaten, die auch mit echtem Geld gespielt werden können. Pachinko hat zwar eine interessante und reizvolle Funktionsweise, doch das Angebot in Deutschland und in der Europäischen Union spricht auch so schon für sich.

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Die wirtschaftliche Bedeutung und die soziale Lobby von Pachinko 

Im Jahr 2008 kamen rund 16 Millionen Japaner regelmäßig in die Pachinko-Hallen. Da es in Japan keine klassischen Spielcasinos gibt und Wetten nur in einem sehr restriktiven Rahmen möglich sind, erfreuen sich die Pachinko-Spielhallen einer großen Beliebtheit. Es gibt sogar einen eigenen Fernsehsender (Pachinko TV), der rund um die Uhr Informationen und Berichte zum Spiel ausstrahlt.

Es wird geschätzt, dass es in Japan mittlerweile 34.000 Berufsspieler gibt. Einige geben an, bis zu 6.000€ im Monat zu gewinnen. Diese Aussichten stacheln immer wieder neue Spieler an, es diesen Vorbildern gleichzutun. Unter dem Strich profitieren aber vor allem die Betreiber und der Staat, der jährlich rund 90 Milliarden Yen (umgerechnet rund 695 Millionen Euro) an Steuereinnahmen erhält.

Allerdings nimmt die Bedeutung des Pachinko-Spiels seit den 1990er-Jahren ab. Offiziellen Daten zufolge hat sich die Zahl der regelmäßigen Pachinko-Spieler zwischen 2002 und 2012 halbiert. Zwischen 2010 und 2019 ist der Markt von 25,9 Billionen auf 20 Billionen Yen Umsatz geschrumpft, ist aber immer noch von immenser Bedeutung.

Die Pachinko-Betreiber haben meist eine starke Lobby und einen großen Rückhalt in der örtlichen Politik. 2019 wurde das Geschäft weiter gestärkt, da der „Politische Bund der landesweiten Spieleindustrie“ gegründet wurde. Dieser unterstützt gezielt Kandidaten der Liberaldemokraten, die sich dafür einsetzen, dass mögliche Gesetzesänderungen, die es Pachinko-Betreibern schwerer machen würden, gar nicht oder in abgeschwächter Form durchgesetzt werden.

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