Deutsche Streamer und ihre Produkte: Energy Drinks, Pizza & Co.

Dir kommen Produkte wie Gönrgy, Happy Slice oder Happy Chips bekannt vor? Streamer wie MontanaBlack, Knossi oder Trymacs gehen inzwischen einen ähnlichen Weg wie Rapper und bringen eigene Produkte auf dem Markt – teils mit überraschendem Erfolg.

MontanaBlack Gönrgy

Zuerst waren es die angesagten deutschen Hip-Hopper, jetzt auch mehr und mehr Streamer. Deutsche Celebrities mit überwiegend jungen Zielgruppen, die sich digital bestens auskennen, haben den Zahn der Zeit längst erkannt und ihre eigenen Marken und Produkte herausgebracht. Das Risiko scheint jeweils überschaubar, die Erfolgsaussichten umso größer.

Welche Marken gibt es mittlerweile und wer steckt hinter den neuen Ideen? Wir machen den Check und prüfen, wie erfolgreich die Streamer-Produkte wirklich sind.

Der Pizza-Hit von Knossi und Trymacs steht nicht alleine

Was die Pizza-Marke „Happy Slice“ an den Start gebracht hat, darf man nur als erstaunlich bezeichnen. Quasi über Nacht sind 70 Filialen aus dem Boden gestampft worden. Bus-Touren und Promo vor Ort und in den Sozialen Netzwerken haben die Bekanntheit in Rekordzeit von 0 auf 100 anwachsen lassen.

Natürlich steckt dahinter eine ausgeklügelte Marketingstrategie, aber ohne die bekannten Gesichter hinter der Marke, wäre der Erfolg wohl nicht einmal halb so lecker. Mit Jens „Knossi“ Knossalla und Maximilian „Trymacs“ Stemmler stehen zwei der erfolgreichsten Steamer überhaupt im Rampenlicht des neuen Pizza-Riesen.

Hinter Happy Slice steht das Startup Lanch, das sich als Whitelabel-Lösung etablieren möchte. Die Kreativköpfe haben bereits den nächsten potenziellen Hit an der Angel: Die Marke „Loco Chicken“ von Deutschrapper Luciano. Offenbar haben bereits eine Menge Investoren mit prominenten Namen angebissen.

Vor allem für das jüngere Streaming-Publikum scheint neben Soft- und Energydrinks gerade Pizza ein passendes Produkt zu sein. Auch die Rapper Capital Bra und Haftbefehl oder das Team des Podcasts „Baywatch Berlin“ mit Klaas Heufer-Umlauf, Thomas Schmitt und Jakob Lundt haben bereits ihre Produkte in den Tiefkühlregalen platziert.

Knossi Pizza Happy Slice
Knossi und Trymacs bewerben aggressiv die Pizza Happy Slice

So funktioniert das Modell von Happy Slice

Doch trotz der großen Eröffnung ist die Marke Happy Slice nun nicht an jeder Ecke zu finden. Vorerst gibt es die Produkte als Bestellware über die Plattformen Uber Eats und Lieferando. Hierfür benötigt Happy Slice keine eigenen Restaurants und nicht einmal eigene Küchen. Dies ist Teil der Strategie.

Das Erfolgsrezept besteht darin, dass man mit bestehenden Lokalen zusammenarbeitet, die Erfahrungen mit den gängigen Lieferdienst-Portalen haben. Diese Restaurants können Pizzerien sein. Es handelt sich teilweise aber auch um Lokale mit einem anderen kulinarischen Angebot. In diesem Fall wird der Partner mit dem entsprechenden Equipment beliefert und soll damit sicherstellen, dass die Produkte zubereitet werden.

Letztlich bekommen beide Seiten ihren entsprechenden Anteil. Es ist davon auszugehen, dass für Knossi und Trymacs noch jede Menge abfällt.

Als Mastermind des Startups Lanch GmbH gilt Nono Konopka, der 2018 und 2019 mit dem Fahrrad von Berlin nach Peking gefahren ist. Die eigens produzierte Dokumentation „Biking Borders“ ist auf Netflix zu sehen. Konopka hält heute 42 Prozent am Unternehmen. Auch Jonas Meynert (19,5 Prozent), Kevin Kock (2,1), Dominic Kluge (0,7) und Robin Steps (0,4) sind beteiligt. Mit 19,5 Prozent ist auch die Angel-Investment-Plattform Bunch involviert.

Laut Konopka habe die Entwicklung von Happy Slice ein Jahr gedauert. Es habe 20 Tastings mit 2.000 Menschen gegeben. In Interviews erzählt er zum Beispiel, dass 70 verschiedene Tomatenmarks ausprobiert wurden, um die besten Geschmack zu erhalten.

Startups reiten mit Stars auf der Erfolgswelle

Dass es allein mit Happy Slice nicht getan ist, zeigen die großen Pläne, die Konopka und Co. für die Zukunft haben. Als Gesellschafter mit dabei sind u.a. namhafte Firmen und Personalities wie Flixbus, Foodora, Hello Fresh, Hashtag You, HV Capital, Luciano, Knossi, Trymacs und auch Mario Götze und André Schürrle.

ℹ️ Vorbild für die deutschen Streamer könnte der amerikanische YouTube Mr Beast sein. Mit seinem Schokoriegel Feastables hat er in den USA einen großen Erfolg gelandet, inzwischen ist das Produkt auch in deutschen Supermärkten erhältlich.

Mit Schürrle hatte Konopka 2021 einen eigenen Podcast. Luciano soll nun mit seiner Kette Loco Chicken durchstarten. Erste Erfahrungen hat der Rapper bereits mit seinem Fruchtsaft „Loco Juice“ gemacht. Außerdem findet sich auf seinem Instagram-Kanal Promo für „Loco Liga“, eine Marke für Alkohol-Mix-Getränke.

Und was müssen Streamer wie Knossi und Trymacs tun? Lapidar gesagt: ihr Gesicht in die Kamera halten und Pizza essen. Es scheint tatsächlich so einfach zu sein.

Die Beiden machen die Promo und das Unternehmen punktet mit den großen Namen ihrer Stars. Wie hoch die Anteile von Streamern wie Knossi oder Trymacs im Detail sind, ist nicht bekannt.

Es ist aber davon auszugehen, dass sie einen ordentlichen Batzen des Gewinns sehen und dafür kaum Arbeit haben. Die beiden machen aus ihrem Erfolg zumindest keinen Hehl.

Nach Pizza kommen Happy Chips

Dies soll für Lanch aber nur der Anfang gewesen sein. Bis zum Ende des Jahres soll es für Happy Slice 200 statt 70 Partner-Restaurants geben.

Hierzu wurden in den letzten Monaten 180 Freelancer geschult, um vor Ort mit den Partnern zu arbeiten. Es wird gemunkelt, dass ein Partner-Lokal in einem ertragreichen Liefergebiet hohe sechsstellige Umsätze im Jahr machen könnte.

Nach dem Erfolg von Happy Slice hat es zudem nicht lange gedauert, bis Trymacs und Knossi für das nächste Produkt warben. Mit „Happy Chips“ gibt es nun das nächste Produkt, das speziell für ihre Zielgruppe ausgerichtet ist. Die Chips werden für durchschnittlich 1,99€ pro 150-Gramm-Packung angeboten. Da zehn Millionen Tüten vorproduziert wurden, ist davon auszugehen, dass man bereits mit einem Erfolg rechnet.

Warum auch nicht? Nach eigenen Angaben haben Knossi und Trymacs mit Happy Slice im ersten Jahr je über eine Million Euro verdient. Das Modell ist voll eingeschlagen und das Startup Lanch hat für eine echte Innovation auf dem Markt gesorgt – zumindest, was das Geschäftsmodell anbelangt.

Mr Beast Feastables
Stolz präsentiert Mr Beast seinen Schokoriegel, der geschmacklich wohl nicht überzeugen kann

Wie viel verdient MontanaBlack mit „Gönrgy“?

Zu den erfolgreichsten deutschen Streamern gehört MontanaBlack, von seinen Fans liebevoll Monte genannt. Mit dem Energydrink „Gönrgy“ hat er sein eigenes Produkt auf den Markt geworfen, das wie die Faust aufs Auge zu ihm zu passen scheint. Seine Fans und Follower sind für Energydrinks dieser Art zweifellos die perfekte Zielgruppe.

In einem Livestream hat MontanaBlack verraten, dass die ersten drei Millionen produzierten Dosen der „First Edition“ in Windeseile ausverkauft waren. Von einem User wurde er gefragt, wie viel Umsatz er machen würde. „Millionen“, antwortete der Streamer, schränkte aber ein: „Umsatz ist nicht gleich Gewinn.“

Wochen zuvor hatte Monte in einem Stream behauptet, 30 Millionen Euro Umsatz brutto gemacht zu haben. Experten aus der Getränkebranche zweifeln das an.

So oder so: Für Montes Gönrgy läuft es tadellos. Mittlerweile gibt es den Energydrink in der 500-ml-Dose auch in den Sorten Blueberry, Juneberry, Sweet Lemon, White Peach, Kaktus Kick und Arctic Eis. Um einem Überangebot entgegenzuwirken, schmissen Monte und Co. die Sorten Raspberry Cheesecake und Tropical Exotic wieder aus dem Sortiment.

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Wenn Superstars zu Superinvestoren werden

Dass bekannte Gesichter der Öffentlichkeit Produkte auf den Markt werfen oder sich als Investoren beteiligen, ist keine Neuheit. Es gibt zahlreiche bekannte Stars und Sternchen, die sich von ihren Investments riesige Renditen versprechen. Oftmals hat sich das Engagement bereits ausgezahlt.

Auch der Deutschrapper Cro hat sich bereits in den Lebensmittelmarkt vorgewagt. Der Mann mit der Pandamaske bringt zwei Sorten Cornflakes auf den Markt. Enorm erfolgreich ist bereits die „Gangstarella“-Pizza von Capital Bra und Haftbefehl. Dahinter steckt kein Startup wie bei Knossi und Trymacs, sondern der Label-Riese Universal Music. Seit dem Start im Jahr 2020 soll sich die Tiefkühlpizza schon über zehn Millionen Mal verkauft haben.

Mit HafTea hat Haftbefehl seit 2021 auch seinen eigenen Eistee am Start. Die beiden Sorten Grüntee-Zitrone und Pfirsich sind jeweils mit einer Hanfnote verfeinert. Hierfür sorgt das Startup Canlife, das hinter der Eistee-Marke von Haftbefehl steckt. Auch Rapper-Kollege Sido stieg bei Canlife als Investor ein.

Weitere bekannte Beispiele berühmter Investoren in Konsumgüter sind:

  • Die Toten Hosen: Auch die Urgesteine der deutschen Rock- und Punkmusik haben ein Getränk entworfen. Mit dem „Hosen Hell“ gibt es nun ein eigenes Bier der Band.
  • Sido: Der Rapper hat hingegen ein hochprozentiges Getränk entwickeln lassen. Mit seinem Namen wird der Wodka „Kabumm“ verkauft.
  • Joko Winterscheidt: Mit seiner „Jokolade“ ließ der TV-Star eine fair produzierte Schokolade verkaufen, die es bislang nur über das Netz zu bestellen gibt.
  • Drake: Über die Investmentfirma APEX ist der Rapper Teileigentümer des Fußballklubs Venezia FC in Italien.
  • Ryan Reynolds und Rob McElhenney: Die bekannten Schauspieler sind Besitzer des walisischen Fußballklubs Wrexham AFC. Über ihr Engagement wurde auch eine erfolgreiche Dokumentation bei Disney Plus produziert.
  • Jared Leto: Der Schauspieler und Sänger von 30 Seconds to Mars soll sich an rund 20 Startups beteiligt haben. Dazu gehören auch Zusammenarbeiten mit Reddit oder Zenefits.
  • Ashton Kutcher: Enorm erfolgreich ist auch dieser Schauspieler. Er soll über 100 Startups finanziell unterstützt haben. Zu den mittlerweile größten Namen zählen Duolingo, Airbnb und Skype.

Gerade in Deutschland wird der Trend zu eigenen Produkten der Stars und Sternchen wohl weiter anhalten. Wir sind gespannt, wie lange Rapper und Streamer mit ihren Produktideen Erfolg haben werden und ob die jeweiligen Modelle auch nachhaltig sein können.

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